
DSAG Jahreskongress 2023
Der diesjährige DSAG Jahreskongress ist zu Ende, wir haben einiges gehört und wir wollen mit dir unsere Eindrücke teilen.
Inhaltsverzeichnis
Der DSAG Jahreskongress ist der große Abschluss eines SAP Jahres für die DSAG, der Fokus der Veranstaltung liegt vor allem auf Kundenvorträgen und dem Rückblick auf das vergangene Jahr. Technische Themen werden auf den Technologietagen besprochen, findet man allerdings auch hier in kleinerer Zahl und machen die Veranstaltung ebenso attraktiv.
Keynotes
Die Keynotes verteilen sich wie üblich über mehrere Tage und werden die ersten beiden Tage vor allem am Vormittag gehalten. Dazu waren wieder verschiedene Gäste der SAP eingeladen und natürlich die DSAG, als Hauptveranstalter. Hier einmal eine kurze Zusammenfassung der Inhalte aus den diesjährigen Keynotes.
Tag 1 - DSAG
Der Jahreskongress stand dieses Jahr unter dem Motto "Wunderbar wandelbar" und in der ersten Keynotes ging es dann auch um das Thema Wandel. Nicht nur der Wandel im Bereich Technologie, sondern auch die Bereiche Demografie, Ökologie, Ökonomie und Digitalisierung. Die Herausforderungen der nächsten Jahre werden weiter steigen, die Komplexität von Systemlandschaften wird zunehmen und vor allem beim Klimawandel sollte jedes Unternehmen viel mehr tun, da sie auch den größten Hebel haben, um nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
In einem kurzen Recap ging es auch um das Thema Innovationen von Unternehmen, dabei wurde die Umfrage aus dem letzten Jahr noch einmal genauer beleuchtet. Hier stand im letzten Jahr vor allem das Thema Data/Analytics und Cloud ganz oben auf der Liste, den letzten Platz belegte dabei noch KI. Durch den Release von ChatGPT müsste sich allerdings dieser Punkt weit nach vorn geschoben haben für dieses Jahr. Das Thema KI wird aktuell von vielen großen Tech-Unternehmen getrieben und soll auch Entwicklern mehr zugutekommen.
Kritisch betrachtet wird vor allem der Umgang mit neuen Features der SAP, die nur für Public Cloud Kunden und Kunden im RISE oder GROW Modell angeboten werden. Hier fühlen sich viele Kunden im Stich gelassen, die weiterhin sich selbst um ihre Systeme kümmern möchten oder keine Möglichkeiten haben in die Cloud zu gehen. Zumindest die nächsten Jahre, könnte SAP sich hier noch Eingeständnisse machen, um alle Kunden Richtung Cloud zu helfen und Alternativen anzubieten.
Tag 1 - SAP
Für die SAP übernahm Christian Klein den Vortrag und gab uns Einblicke in das Thema Cloud Transformation, wohin die Reise geht und wie eigentlich aktuell die Entscheidungen hinsichtlich Cloud und Innovationen getroffen werden. SAP möchte sich hin zu einem Cloud Unternehmen entwickeln, so wie es bereits bei Microsoft passiert ist. Dazu muss das gesamte Portfolio Cloud Ready gemacht werden, aber es müssen auch die Kunden umgestellt werden. Das bedeutet zum einen hohe Investitionen in die Umstellung der Systeme, zum anderen aber auch einiges an Zeit um den Wandel vollziehen zu können. Zuletzt müssen aber auch die Kunden mitziehen, um die Transformation zu treiben.
Christian Klein gab auch Einblicke in die "R(e)ise in die Cloud" und wie die neuen Innovationen, wie das Green Ledger, den Kunden helfen kann. Weitere Innovationen, die angekündigt würden, waren ein eigener Co-Pilot, intelligente Workflows und beschleunigte digitale Transformationen auf Grundlage von KI. Dabei gab die FRoSTA AG auch einmal ein paar kurze Einblicke, wieso sie sich für diesen Weg entschieden haben und was es ihnen bisher gebracht hat.
Tag 2 - DSAG
Auch am zweiten Tag gab es in der Keynote der DSAG viel Kritik zur aktuellen Cloud Strategie der SAP und wie das aktuelle Lizenzmodell für die Kunden aussieht. Doch zuerst einmal ging es mit einem Rückblick los, wie wurde eigentlich SAP zum Marktführer für ERP Lösungen? Hier wurde auf die Punkte Technologie, Kundenbedürfnisse und Branchen Knowhow eingegangen.
Das aktuelle ECC Release ist von der Integration her sehr stark aufgestellt und stellt viele Bausteine für ein Unternehmen zur Verfügung. Dabei handelt es sich von der Architektur her noch um einen Monolithen, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Selbst Amazon ist von der entkoppelten Architektur in einigen Teilen zurückgegangen, da die Integration und Performance meist viel besser ist bei einem Monolith-System. SAP arbeitet im Moment am Composible ERP, also an vielen kleinen Bausteinen, die am Ende zusammenarbeiten und man sich die Bestandteile, die man benötigt, nehmen kann. Dabei steht das Cloud ERP im Fokus der Lösung, was aber wahrscheinlich vielen S/4 On Premise Kunden sauer aufstößt, die sich aktuell im Transformationsprozess befinden, weil S/4 als Lösung der Zukunft angepriesen wurde, SAP aber schon wieder seinen Fokus woanders hat.
Starke Kritik gab es vor allem an RISE, da hier bestehende Services neu verpackt werden, teurer angeboten werden und es erst einmal keinen Mehrwert gibt. Ebenso das eine unfertige Cloud Umgebung angeboten wird und teilweise Services nie fertig entwickelt wurden bzw. Nativ für die Cloud erst noch entwickelt werden. Damit sind bereits bestehende Lösungen teilweise noch nicht ausgereift oder es ist unklar, ob diese in dieser Form überleben. Ein gutes Beispiel ist der Workflow Service, der nun aufgelöst wurde und teilweise nach SAP Build Process Automation überführt wurde. Das Wissen ist aber nun obsolet, da Workflow Services nun komplett anders gebaut werden. So war die investierte Arbeit und die Learnings umsonst für den Kunden.
Im zweiten Teil der Keynote ging es vor allem um das Thema Transformation Richtung S/4 HANA und Cloud. Es gibt viele Widerstände von den Kunden und man hat Angst vor dem Ungewissen. Gleichzeitig ist aber auch eine Offenheit gegenüber den neuen Technologien entscheidend, um Mehrwerte generieren zu können. KI ist in aller Munde und sollte von den Unternehmen genutzt werden, 35% der Arbeitskräfte werden die nächsten Jahre von Arbeitsmarkt verschwinden, KI kann hier vielleicht einen gewissen Ausgleich schaffen. Ein interessantes Beispiel aus der Entwicklung ist die Nutzung der Kamera, noch vor Jahren waren vor allem Digitalkameras im Einsatz, mit dem Smartphone verdrängte die Kamera App die eigentliche Digitalkamera und mittlerweile wird Instagram sogar mehr verwendet, um Bilder aufzunehmen. Der Wandel von der Technologie bis hin zur Software für User ist merkbar, die Hardware steht weniger im Fokus.
Weitere Kritik gab es daran, dass SAP ihre MVC (Most Valuable Customer) nicht berücksichtigen würde. Entweder würden sie auf dem Abstellgleis landen, weil sie nicht mit RISE mitziehen, oder sie landen in der Kostenfalle, weil sie teure Verträge abschließen, die erst einmal keinen Mehrwert bringen.
Tag 2 - SAP
Die Keynote des zweiten Tages übernahm Thomas Saueressig von der SAP. Er ging noch einmal darauf ein, dass der Kunde wirklich im Fokus der SAP steht, man das Feedback und die Meinungen des Kunden ernst nimmt. Dies zeigt sich auch sehr gut in der Influence Plattform der SAP, wo Kunden Anfragen aufmachen können, wenn sie Features benötigen. Hier erkennt man sehr wohl, dass man positiven Einfluss auf die Entwicklung nehmen kann und auch SAP an Meinungen der Kunden interessiert ist.
Stillstand ist Rückschritt, in der IT ist es auch wirklich so. Schnell kann man als IT-Unternehmen, vom Wandel in der Technologie abgehangen werden und als Wettbewerber zurückfallen. Ein Grund, wieso SAP im Bereich Cloud in den Sportmodus wechseln muss, um sich selbst in Position zu bringen. Die Programme RISE und GROW ändern sich fortlaufend und sollen im Endeffekt den Kunden auf den Weg in die Cloud unterstützen, hier ist SAP aber ebenfalls auf Feedback angewiesen.
Einen Verweis gab es auch auf die wachsende Anzahl an On-Premise APIs, mit jedem Release stehen mehr neue freigegebene Artefakte für die Entwicklung in ABAP Cloud und als Remote APIs zur Verfügung. Diese werden auch dringend für Side-by-Side Erweiterungen benötigt.
ABAP Cloud
Aktuell ist das Thema ABAP Cloud bei SAP stark im Fokus und bezieht sich nicht nur auf die Entwicklung in der Cloud, sondern soll ein neues Modell zur Entwicklung auf dem ABAP Stack etablieren. Dazu gab es eine Influence Session, bei der Kunden die Möglichkeit gegeben wurde, sich das Konzept einmal erklären zu lassen und dann mit Fragen und Anregungen mitzudiskutieren. Im Anschluss gab es noch einen Vortag, um das ganze Modell noch einmal genauer vorzustellen und die Vision dahinter zu erläutern. In Zukunft werden wir dazu noch im Detail eingehen, ein paar Beispiele bringen und das Vorgehen in Detail betrachten. Wenn du bereits heute Informationen haben möchtest, dann schau einmal auf dem SAP Blog vorbei oder schaue dir die Sessions auf dem Devtoberfest an.
SAP Build
Am zweiten Tag gab es auch eine Influence Session zum Thema SAP Build Apps und wie man die Tools richtig im Unternehmen einführen kann. Dabei standen Themen wie Learning, Deployment, Support, Data Security im Fokus. Aus der Diskussion heraus konnte man schnell feststellen, dass sich Kunden mehr Monitoring und eine bessere Governance für das Thema wünschen. Auch nicht jeder sollte Anwendungen mit SAP Build bauen, sondern am besten erst einmal ein Zertifikat oder ein Schulungsprogramm durchlaufen. Die Diskussion war noch sehr offen und es gab einige kleinere Einblicke in das Thema, wie SAP aktuell damit umgeht. Leider fehlt hier noch ein geeigneter Leitfaden für Kunden, um das Thema zu etablieren. Fokus sollte vor allem darauf ausgelegt sein, keine Schatten IT zu erzeugen, wie es in vielen Unternehmen der Fall ist mit Excel.
Eine zweite Session beschäftigte sich mit dem Thema Workzone und SAP Start. Dabei ist SAP Start das neuste Mitglied der Einstiegspunkte und ist eine leichtgewichtige Seite, die sich ihren Inhalt aus den angeschlossenen Systemen und der aktuellen Rolle des Users ableitet. Als Kunde kann man das Banner anpassen und das war es eigentlich auch schon. Vom Aufbau her hat man im oberen Bereich seine Liste an Aufgaben, zum Beispiel aus dem Taskcenter, im unteren Bereich wichtige Kennzahlen zur aktuellen Rolle. Über die Suche kann man dann Apps und angeschlossene Systeme finden und aufrufen, um so weiter zu navigieren.
Weitere Einblicke gab es im Anschluss in die Themen Workzone Standard und Advanced Edition. Die Standard Version hat mittlerweile die Möglichkeit eine hübsche Einstiegsseite zu zeigen und diese mit Widgets anzureichern. Damit sieht es nicht nur, wie ein einfaches Launchpad in der BTP aus, sondern kann mehr Content und Informationen auf den ersten Blick liefern. Bei der Advanced Edition ging es vor allem, um die Kollaboration für die Mitarbeiter und alle Informationen an einem Platz zusammenzufassen.
Eigene Meinung
Aktuell erleben wir das Thema RISE selbst und wie SAP die Kunden versucht in Richtung solcher Verträge zu drängen. RISE kann durchaus eine sehr gute Wahl sein, wenn man seine Systeme bereits durch externe Dienstleister betreibt und auf mehr Kundenfokus und Standardisierung setzt. Hat man allerdings eine sehr gute IT, die sich um die aktuellsten Releases kümmert und bei der das Patch-Management sauber funktioniert, Systeme im eigenen Rechenzentrum laufen und bereits Cloud Lösungen im Einsatz sind, solchen Kunden stößt dieses Angebot sauer auf. Zum einen werden kommende Innovationen versperrt, obwohl man immer ganz vorn dabei war, zum anderen haben solche Kunden keinen Benefit aus RISE, da die Geschwindigkeit und der Umfang der Betreuung nicht mehr sichergestellt ist.
Devtoberfest
Neben dem DSAG Jahreskongress, startete diese Woche auch das Devtoberfest bei SAP. Viele neue, alte, aber auch aktuelle Themen, stehen im Fokus und sollen dir als Entwickler einen Einblick in die Transformation geben. Die neuen Technologien, die die nächsten Jahre auf uns warten, sehen vielversprechend aus und geben Grund, noch einmal viel zu Lernen. Möchtest du einen tieferen Einblick in die Sessions, dann schau gern beim Blog für die Entwicklungsthemen vorbei.
Fazit
Auch wenn die Auswahl der technischen Themen typischerweise eher gering ist, gab es wieder einmal viele interessante Einblicke in das aktuelle Technologieportfolio. ABAP Cloud ist nicht das ABAP Environment, sondern das Entwicklungsmodell der Zukunft. Dieses Modell wird immer wichtiger werden und wird dir dabei helfen, wie du den Standard sauber erweiterst. Wir freuen uns bereits auf die Technologietage im Februar nächsten Jahres.